Ich möchte Model werden! Wie fange ich das an?

Vorbemerkung

Das Nachfolgende beschreibt nur meine persönliche Sichtweise! Es spiegelt also meine Erfahrungen und Beobachtungen wider, die ich in mehreren Jahren der Modelfotografie erworben habe. Andere Fotografen mögen im Detail oder auch grundsätzlich eine gänzlich konträre Meinung vertreten, ob Dir meine Ausführungen also weiterhelfen, musst Du selbst entscheiden!

Was für Models gibt es?

Zunächst solltest Du Dir selbst gegenüber klar werden, welche Art Model Du werden möchtest. Hast Du eine Körperhöhe von weniger als ca. 175cm oder eine Kleidergröße von mehr als 34, kommst Du z.B. als Laufstegmodel kaum noch in Frage!
Das sieht im Bereich der Fotomodels natürlich anders aus! Hier kannst Du auch mit 160cm oder einer Größe 40 noch erfolgreich sein. Allerdings gibt es auch hier Einschränkungen bzgl. der Aufnahmebereiche. Dazu gleich mehr! Wenn Du ein Fotomodel werden möchtest, solltest Du Dir zunächst überlegen, für welche Aufnahmebereiche Du Dich anbieten willst! Portrait u. Fashion sind die Grunddisziplinen und gehören unabdingbar dazu! Es geht dann weiter mit Bademode und Dessous, führt weiter über Teilakt, Akt und endet irgendwo im Fetischbereich! Je vielseitiger Du Dich hier zeigst, umso erfolgreicher wirst Du sein! Ich selbst achte z.B. immer darauf, dass "meine" Models zumindest noch zu Dessous-Aufnahmen bereit sind. Auch wenn man diese bei einem Termin gar nicht machen möchte, so ist zumindest meine Erfahrung, dass sich das größere Selbstbewusstsein auch bei Portrait u. Fashionfotos positiv zeigt!
überschätzen solltest Du Dich aber auch nicht! Zuhause auf dem Sofa ist alles noch ganz einfach: "Oben ohne ist doch kein Problem! Am Strand laufe ich auch so herum, das schaffe ich schon!" Stehst Du dann aber im Studio und siehst Dich einem unbekannten Fotografen gegenüber, wärst Du nicht die Erste, der die Gesichtszüge entgleisen, wenn Du aufgefordert wirst, z.B. Dein Oberteil abzulegen!
Ich hatte von Einschränkungen bzgl. der Aufnahmebereiche bei bestimmten körperlichen Voraussetzungen gesprochen. So benötigen gerade Fashionmodels nicht zwangsläufig eine Größe 34/36, sehr viel mehr sollte es aber auch nicht sein, da Du ansonsten darauf angewiesen bist, Dich ausschließlich in eigenen Outfits zu präsentieren. Viele Fotografen haben aber für bestimmte Bildideen einen eigenen Bekleidungsfundus und diesen dann eben nur in kleineren Größen! Du kannst also auch als FullSize-Model agieren, bist dann aber eben in gewissen Bereichen eingeschränkt und findest nicht immer an Dir interessierte Fotografen!

Umfang des Modelns

Du weißt jetzt also, was Du machen möchtest, aber noch nicht in welchem Umfang. Möchtest Du ein reines Hobbymodel werden, dem es einfach Spass macht, vor einer Kamera zu posen, soll es ein Nebenjob werden oder möchtest Du es sogar Fulltime betreiben? Bei der Beantwortung der Frage solltest Du Dir vor Augen führen, wie die Konkurrenzlage so ausschaut. Es gibt hunderttausende von Hobbymodels, einige Wenige davon schaffen es, sich hin und wieder ein Taschengeld dazuzuverdienen und davon wiederum gibt es nur eine Handvoll, die tatsächlich vom Modeln leben können! Da Du Dich für's Modeln interessierst, hast Du bestimmt auch schon einmal eine Staffel von GNTM gesehen? Tausende haben sich im Vorfeld beworben, nur Wenige schaffen es in's Fernsehen und am Ende stehen nur drei Mädchen oben! Vom "Rest" hört man nie wieder etwas! Kommen wir zur zweiten Kategorie, den Taschengeldmodels! Auch hier ist es noch eine Frage der Konkurrenz, denn wer zahlt das Taschengeld? Professionelle Fotografen mit einem zahlenden Auftraggeber werden sich kaum unter Freizeitmodellen nach einer geeigneten Kandidatin für einen Auftrag umschauen! Zu groß das Risiko, den Auftrag und damit den Kunden zu verlieren! Bleiben also noch die Hobbyknipser, die u.U. bereit sind, Dir ein Honorar zu zahlen! Diese zwacken aber nur dann etwas vom Haushaltsgeld ab, wenn sie dafür etwas bekommen, was ihnen ansonsten nicht auch umsonst angeboten wird. So leid es mir tut, im Portrait- u. Fashionbereich wird Dir kein gestandener Fotograf etwas zahlen! Hier findest Du höchstens jemanden, der mangels Erfahrung noch keine Referenzen vorweisen kann und demzufolge seinerseits keine Models findet! Mit weniger bis keiner Kleidung sieht das dann ein bisschen anders aus, weil hier die Konkurrenz unter den Models einfach kleiner ist! Akt wollen die meisten nicht machen und deshalb ist da dann mitunter auch ein Hobbyknipser bereit, sich ein Model zu "kaufen"! Aber ganz ehrlich! Ein Hobbyknipser mit einem gewissen Standing bekommt auch solche Models meist umsonst und Du solltest genau schauen, wem Du Dich da anvertraust!

Wie geht's nun los?

Du hast Dich jetzt also entschieden, mit dem Modeln zu beginnen, weißt auch in etwa, welche Bilder Du machen lassen möchtest! Und Du hast Dir überlegt, mit welcher Intensität dies geschehen soll. Nun geht's darum, auf sich aufmerksam zu machen! Dazu benötigst Du eine sog. Sedcard, die Angaben zu Deiner Größe, Deinem Gewicht, Deinen Maßen, Tattoos, Piercings und anderen körperlichen Merkmalen enthalten sollte. Zusätzlich sollte sie gute Bilder in allen Aufnahmebereichen zeigen, für die Du Dich anbietest! In der heutigen Zeit sollte diese Sedcard vorzugsweise online einsehbar sein. Entweder auf einer eigenen Homepage, auf einschlägigen Modelportalen (model-kartei.de, stylished.de o.W.) oder aber wenigstens bei Facebook!
Wie kommst Du nun an gute Fotos für Deine SC? Sehr viele Mädchen glauben, dass es genügt, sich mit ein paar selbstgeschossenen Handybildchen auf einem der genannten Portale anzumelden und schon sprudeln die Einladungen zu Shootings! Je nach Attraktivität gibt es tatsächlich in den ersten Tagen nach Anmeldung eine größere Anzahl von Nachrichten im Posteingang. Was ist aber von diesen Nachrichten zu halten, da sie hauptsächlich von Knipsern auf der Suche nach "Frischfleisch" stammen? Gerade für ein angehendes Model ist es für ihre ersten Gehversuche sehr wichtig, an Fotografen zu geraten, bei denen sie sich wohlfühlen kann. Es macht also mehr Sinn, sich als Model um einen Fotografen zu bemühen, der Dir vertrauenswürdig erscheint. Wenn man sich in den Portalen oder auch entsprechenden Gruppen bei Facebook umschaut, wird man recht schnell Routine darin bekommen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Hast Du einen solchen Fotografen gefunden, dann zögere nicht und kontaktiere ihn! Bitte ihn ganz direkt um ein TFP-Shooting und schildere dabei sogar Deine speziellen Wünsche, sofern Du denn welche hast. Mehr als das er nein sagt, kann ja nicht passieren! Es ist klar, dass Du möglichst spektakuläre Bilder von Dir möchtest! In tollen Kleidern/Roben möchte wohl jedes Model gern fotografiert werden und das soll dann auch möglichst an außergewöhnlichen Locations geschehen. Für den Anfang ist es aber besser, zunächst mal mit den Basics zu beginnen! Einige "schlichte" Studiotermine, das ein oder andere Shooting outdoor sind völlig ausreichend, um erste Bilder und vor Allem erste Erfahrungen zu sammeln.
Hast Du auf diese Weise so 10-20 Shootings bei unterschiedlichen!!! Fotografen absolviert, kannst Du Dich so langsam Fotomodel nennen und Dich dann auch an andere Dinge herantrauen!
Du hast Fotografen kontaktiert, aber keiner möchte mit Dir ein TFP-Shooting machen? Dann musst Du bereit sein zu investieren! Entweder in Form einer Bezahlung an den Fotografen oder aber auch durch eigene Kosten für die Anfahrt zu weiter entfernten Fotografen!
Wie auch immer Du nun zu einem Termin gekommen bist, jetzt zählt nur noch Eines: Dieser Termin muss von Dir - koste es, was es wolle -, eingehalten werden! Fadenscheinige Absagen oder gar ein Nichterscheinen können Deine Modelkarriere beenden, bevor sie begonnen hat. Auf den Portalen sowieso, aber auch in bestimmten Gruppen bei Facebook werden Blacklists von "Mömos" geführt, mit denen man besser keinen Termin macht! Wer da einmal darauf gelandet ist, wird zukünftig massive Schwierigkeiten haben, Fotografen von einer Zusammenarbeit zu überzeugen! Selbstverständlich sollte für Dich auch sein, ausgeschlafen und mit guter Laune beim Termin zu erscheinen! Außerdem wird es einige Dinge geben, die Du gemäß Absprache mitbringen solltest. Outfits, Schuhe u.W.! Die Nacht zuvor durchzumachen, die Tasche nur halb gepackt oder gar nicht mitzubringen, ist deshalb keine gute Idee! Du erwartest von Deinem Fotografen ein professionelles Verhalten! Insofern solltest Du selbst Dich auch professionell zeigen!

Tipps

Wenn Du bis hierher gelesen hast, fragst Du Dich jetzt bestimmt, worauf Du als Newcomer unbedingt achten solltest. Das lässt sich pauschal nicht beantworten! Nur Du selbst kannst beurteilen, worauf Du Wert legst.
Beispiel: Wenn ein Fotograf überwiegend Aktbilder in seinem Portfolio zeigt, beweist dies nur seine persönliche Vorliebe für dieses Genre! Er kann trotzdem ein seriöser und netter Zeitgenosse sein. Wenn Du hingegen keine Aktbilder machen möchtest, wäre evtl. ein anderer Knipser für Dich besser geeignet. Umgekehrt ist jemand nicht automatisch deshalb seriös und vertrauenswürdig, weil er nur Portraitfotos veröffentlicht.
Eine gute Idee ist es sicherlich, ein wenig darauf zu achten, mit wievielen verschiedenen Models jemand schon gearbeitet hat und evtl. besteht ja sogar die Möglichkeit ein oder zwei davon zu kontakten und sie über ihre Erfahrungen zu befragen.
Versuche so viele Infos wie möglich über jemanden im Internet zu finden! Schlußendlich wirst Du aber immer Deine Unsicherheit beiseite schieben müssen und in's kalte Wasser springen! Schaffst Du das nicht, bist Du als Model auch definitiv ungeeignet!
Sehr oft wird Newcomern empfohlen, nur mit einer Begleitperson zu einem Termin zu gehen. Das kann gut sein, muss es aber nicht! Modelfotografie ist ein Teamwork zwischen Model und Fotograf! Beide müssen sich zu 100% auf diese gemeinsame Arbeit konzentrieren! Selbst eine stille, zurückhaltende dritte Person kann sich dabei negativ bemerkbar machen! Nicht selten sind diese Begleitungen aber nicht einmal still! Ich selbst lehne Begleitungen daher nicht ab, habe da aber schon die skurrilsten Geschichten erlebt und sehe das deshalb nicht unbedingt positiv und kann auch die Kollegen verstehen, die das grundsätzlich ablehnen! Auf jeden Fall heißt diese Ablehnung nicht zwangsläufig, dass man es mit einem "bösen Gesellen" zu tun hat!
Dies gilt wohlgemerkt für volljährige Models! Bei U18 liegen sicherlich andere Maßstäbe an!
Du hast also einen Fotografen gefunden, dem Du Dich anvertrauen möchtest, hast mit ihm Art und Stil der zu machenden Bilder abgesprochen und er will Dich auch auf Basis TFP fotografieren!
Allgemeiner Jubel mit Mützenwerfen brandet auf!
Weißt Du denn auch, was TFP heißt? Wirst Du mit dem Fotografen einen schriftlichen Vertrag darüber schließen?
Du weißt es nicht? Du willst Model werden, sitzt vor einem Rechner mit INet-Zugang, wirst es also herausfinden!
Es gibt noch zahlreiche weitere Tipps, die man geben könnte, diese würden Dich zum jetzigen Zeitpunkt aber nur verunsichern und die wirst Du dann zu ggb. Zeit bestimmt auch von dem Fotografen Deines Vertrauens erhalten.
Eines noch! Gerade im Hobbybereich versuchen alle Beteiligten, die Kosten so gering wie möglich zu halten! Du wirst also kaum ein Shooting ergattern, bei dem Dich zunächst mal eine Visagistin beiseite nimmt und Dich stylt! Du solltest also versiert im Selbstschminken sein! Bekommst Du das nicht hin, solltest Du eine Terminabsprache so treffen, dass Du zuvor noch bei Deinem Friseur vorbeischauen kannst. Viele bieten inzwischen für relativ schmales Geld ein Komplettstyling an!

Zusammenfassung

Alles was ich hier beschrieben habe, gilt für Mädchen/Frauen, die noch keine (oder wenige) Erfahrungen als Model haben. Denn der Anfang ist für alle gleich! Das Dich ein Modelscout auf der Strasse anspricht, in's nächste Flugzeug nach Mailand, Paris oder New York setzt, damit Du dort von einem Starfotografen abgelichtet wirst, wird wohl nicht passieren! Du musst also selbst Initiative zeigen und nicht darauf warten, dass Dich jemand entdeckt! Wenn Du reichlich Erfahrungen und gutes Bildmaterial bei den Shootings mit Hobbyknipsern gesammelt hast, wird auf Dich evtl. mal einer der Berufsfotografen aufmerksam und gibt Dir vlt. sogar die Chance bei einem seiner freien Projekte mitzuwirken.
Wenn Du dabei überzeugst, ebnet dieser Profi Dir dann vlt. auch den Weg zu einer Agentur!