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Viele Mädchen träumen von einer großen Karriere als Model. In den Medien sehen sie Berichte über die weltweit bekannten Supermodels, die anscheinend nur von einer Traumlocation zur nächsten jetten, mit anderen Stars rauschende Partys feiern und dafür auch noch fürstlich entlohnt werden. Die tragen nur die schicksten Designerfummel und wenn Victoria Secret ruft, würden auch sie nur in Dessous über den Laufsteg schweben. Das wollen sie auch!
Wie aber sieht es in der Praxis aus?
Es gibt natürlich Werbespots, die mit einem Riesenbudget an irgendeinem weißen Sandstrand auf einer Südseeinsel produziert werden. In den allermeisten Fällen werden aber Werbefotos in einem nüchternen Studio ohne jeden TamTam erstellt. Nimm' z.B. mal einen 'Otto-Katalog' zur Hand. Die dort beworbenen Bekleidungsteile werden meistens vor neutralem Hintergrund fotografiert und als Models kommen Frauen und Mädchen zum Einsatz, mit denen sich auch eine potentielle Kundin noch identifizieren kann. Die dafür durchgeführten Shootings haben dann auch überhaupt nichts glamouröses mehr an sich. Da werden die Outfits eher wie am Fließband in die Kameras gekloppt. Das muss zack zack gehen, denn time is money! Die Models müssen an dieser Stelle dann auch einfach "funktionieren". Sie müssen sich anmalen lassen, in Windeseile die Outfits wechseln, ihr Posing muss selbstständig erfolgen (passend zum Outfit) und sie müssen mit einem Ausdruck in die Kamera schauen, als ob sie sich mit dem Fummel (den sie privat höchstens in die Altkleidersammlung befördern würden) wie eine Königin fühlen. Dabei spielt es auch überhaupt keine Rolle, ob der Fotograf dem Model sympathisch ist oder ob sie allgemein in Stimmung dafür ist, Fotos zu machen. Und es fragt auch niemand nach, ob Unterwäsche oder Bademode zu den Aufnahmebereichen eines Models gehören.
Entweder sie lächelt auch in Spitzenwäsche oder Bikini in die Kamera oder sie kann sich einen anderen Job suchen. Solche Models werden dann auch ausschließlich über Agenturen gebucht und es ist alles andere als leicht, von der Hobbyschiene in diesen Bereich zu wechseln. Denn die Konkurrenz ist riesig, sieht vlt. besser aus, hat eine professionellere Einstellung oder einen besseren Plan zur Realisierung der eigenen Wünsche.
Nun nimmt die Zahl der Hobbymodels, die auch im reinen Hobbybereich eine Bezahlung erwarten aber täglich zu. Diese Models sind der Meinung, dass ihre Leistung es wert wäre, dass ein Hobbyfotograf gefälligst bezahlen soll, damit er sie fotografieren darf. Manche berechnen Pauschalen für ein Shooting, die meisten setzen aber Stundensätze + Fahrkosten an. Diese Stundensätze werden oft nach Aufnahmebereichen gestaffelt. Portraits € 30-50, Fashion € 50-75 Unterwäsche/Akt €75-100. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Ein Hobbyfotograf soll einem Hobbymodel €100-€200 dafür zahlen, dass er am Ende vlt. fünf Bilder aus dem Shooting erhält, die ihm zur eigenen Werbung taugen. Und in neun von zehn Fällen weiß der Hobbyfotograf im Voraus noch nicht einmal, was er für sein Geld bekommt. Denn die Sedcard eines durchschnittlichen Hobbymodels ist alles andere als aussagekräftig. Wenn man z.B. vorab sehen möchte, ob das Model Talent und Erfahrung in der Präsentation von Fashion mitbringt, dann ist das nur ganz selten möglich, denn neben den üblichen Portraitbildern mit irgendeinem Fantasy-Kopfschmuck, finden sich auf der Sedcard nur private Schnappschüsse in Jeans und Sneakern. An dieser Stelle frage ich mich wirklich, was das für Fotografen sind, die solche Models buchen? Aber offensichtlich gibt's genug davon, die sich dann sogar noch geschmeichelt fühlen, wenn das Model, zusätzlich zum Honorar, auch noch die Fotos aus dem Shooting verlangt.
Nach mehr als 400 Models vor der Kamera habe ich ein gewisses Talent dafür entwickelt, die Konfektionsgröße eines Models relativ treffsicher einschätzen zu können. Schwierig wird es aber, wenn man sich noch nicht kennt und auf der Sedcard keinerlei Angaben zu Größe, Gewicht und Massen findet. Und wenn da doch einmal etwas steht, dann sind die Daten oft schon Monate oder Jahre alt. Wenn man dann aber eigene Outfits shooten möchte und nicht weiß, ob das Model in diese auch reinpasst, macht eine Buchung schon überhaupt keinen Sinn mehr!
Auf model-kartei.de bekomme ich immer wieder Angebote von - meistens - osteuropäischen Models, die sich gegen Bezahlung nackt vor meine Kamera stellen oder legen wollen. Nun würde ich mit solchen Fotos meine Zielgruppe nicht bedienen, weshalb ich an diesen Angeboten auch kein Interesse habe, ich muss aber zumindest feststellen, dass diese Models den Markt verstanden haben! Sie präsentieren sich auf ihren Sedcards mit tollem Bildmaterial in genau dem Bereich, den sie machen wollen, beweisen damit auch ihre Erfahrung und sind von daher bestimmt auch jeden Cent wert. Wenn ich nun aber einem Hobbymodel, das auf ihren Portraits ein wirklich attraktives Gesicht zeigt, ein Fashionshooting vorschlage und als Antwort bekomme, dass sie € 50/h dafür verlangt, ohne durch Bilder zu beweisen, dass sie das auch kann, dann erlischt mein Interesse schlagartig. Solche Models sollten umgekehrt froh sein, wenn ihnen ein Fotograf ein TfP anbietet, damit sie Erfahrung und Bildmaterial sammeln können. Denn - und hier schließt sich der Kreis - auch Hobbymodels müssen durch Werbung auf sich aufmerksam machen. Die meisten wollen nur im Portrait- u. Fashionbereich arbeiten, dann müssen sie auch Fashionfotos zeigen! Und die bekommen sie nur durch TfP's oder wenn sie einen Fotografen bezahlen. Bevor man also von einer großen oder kleinen Karriere als Model träumt, schon die Dollarzeichen in den Augen hat, sollte man zunächst mal kleinere Brötchen backen und die Grundsteine legen!
Selbst die Nacktmodelle verdienen sich unterm Strich keine goldene Nase. Natürlich gibt's immer mal wieder irgendeinen Knipser, der dafür zahlt, eine nackte Frau beglotzen und fotografieren zu dürfen. Aber selbst die merken nach dem zweiten, dritten Mal, dass die erstellten Wichsvorlagen ganz schön teuer sind und sie als Fotograf nicht besser machen und als Werbung schon mal gar nichts bringen. Nicht umsonst versuchen die Aktmodels jeden erreichbaren Fotografen zu kontaktieren, um aus 100 Nachrichten vlt. eine Buchung zu generieren. Im Fashionbereich ist das alles noch weit schwieriger und es ist erstaunlich, dass viele Models das nicht wahrhaben wollen und mal gar nichts dafür tun, um eine Bezahlung realistisch verlangen zu können.


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