Ablehnung

Mitunter hat man als Fotograf, auch wenn man es nur als Hobby macht, ein äußerst schlechtes Gewissen. Denn je länger man das betreibt, umso häufiger kommt es vor, dass man Interessenten auch mal erklären muss, dass man ihnen kein kostenloses Shooting als TfP anbieten kann.
Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein. Z.B. sieht man sich die Profilfotos des - oder der - Anfragenden an und stellt dabei fest, dass rein optisch nun so gar keine Modelqualitäten erkennbar sind. Wenn sich das dann auch noch mit mit null Erfahrung ergänzt, dann bringt es einfach nichts. Manche haben sich auch ein Thema ausgesucht, wo ich schon vorab weiß, dass das nicht geht. So passt eine Grösse 44 nunmal nicht in meine Bauchtanzkostüme. Manche wollen einen Fotografen zum Ausleben ihres persönlichen Fetisch benutzen. So hatte ich letztens die Anfrage eines jungen Mannes, der sich gerne nackt zeigt und deshalb einen Fotografen für ein Aktshooting sucht, um sich selbst neue "Reize" zu verschaffen. Mitunter kommt es aber auch einfach vor, dass ich für mich selbst keinen Sinn darin sehe, zum 500.sten Mal einfache outdoor-Portraits von jemandem zu machen.
Mir ist klar, dass sich das jetzt überheblich anhört und ich tue mich auch wirklich schwer damit, jemanden als Model abzulehnen, manchmal geht es aber nicht anders.
Grundsätzlich sind wir Hobbyfotografen nicht dazu da, um Unbekannten einen Gefallen mit Bildern von ihnen zu tun. Wir machen das nur, wenn wir selbst auch etwas davon haben. Neben dem Spass beim Shootings selbst, der natürlich dann am größten ist, wenn man mit einem sympathischen Model arbeiten kann, die weiß, was sie da tut, ist unser Augenmerk immer darauf gerichtet, Fotos zu erstellen, die das eigene Portfolio aufwerten, zumindest aber dem Publikum präsentiert werden können. Durch Themenshootings, die man noch nicht dutzendfach gemacht hat, durch Shootings mit wirklich spannenden Outfits oder wenigstens aber mit einem attraktiven Gesicht.
Viele von uns haben Equipement im Wert eines Kleinwagens, sich ihr Wissen in hunderten von Shootings erarbeitet, investieren in jeden weiteren Termin Zeit und Geld und das sollte sich dann auch für uns lohnen. Wenn dann aber eine Anfrage kommt, man so rein gar nichts Interessantes auf dem Profil findet, Fragen nicht oder nur ausweichend beantwortet werden, dann sehe ich keine vernünftige Basis für eine Zusammenarbeit. Auch wenn das bedeutet, mal ein Wochenende mit anderen Hobbys zu verbringen.
Man lehnt eine Anfrage also ab und egal wieviel Mühe man sich gibt, diese Ablehnung höflich, respektvoll und neutral zu formulieren, es wird immer persönlich genommen! Aber! Wir kennen uns doch gar nicht, wie könnte ich da persönlich werden? Eine Ablehnung bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass ich mir aufgrund der mir vorliegenden Informationen, zum jetzigen Zeitpunkt keine Zusammenarbeit auf kostenloser TfP-Basis vorstellen kann. Mlgw. sieht das anders aus, wenn du mir aktuellere Bilder schickst, deine Wünsche und Vorstellungen noch einmal präzisierst.
Bevor du also sauer auf den "arroganten Fotografenarsch" bist, der nicht kostenlos mit dir shooten möchte, denke einmal darüber nach, was du dafür getan hast, um dich bei ihm zu bewerben! Hast du ihm aktuelle Bilder zukommen lassen? Hast du ihm ein wenig beschrieben, was du machen möchtest? Hast du ihm Selfies der gewünschten Outfits geschickt? Weiß er, wo du wohnst und wie du zu ihm kommen wirst? Kennt er deinen Namen, Anschrift und Geburtsdatum für den Vertrag?
Auf vielen Profilen, gerade hier bei Facebook, ist für nicht befreundete Personen mal so gar nichts zu erkennen. Da steht irgendein Kunstname (z.B. Rabi Ata), und als Profilbild gibt's eine für klug gehaltene Lebensweisheit. Von diesem Profil bekommt man eine Nachricht ohne Anrede mit den Worten: "Ich möchte auch mal Fotos machen!" Sowas reicht einfach nicht! Wie wäre es denn umgekehrt? Stelle dir vor, ich würde auf meinem Profil gar keine Infos preisgeben und schicke dir eine Nachricht mit der Bitte, dich fotografieren zu dürfen. Würdest du auch nur antworten? Wohl kaum! Selbst wenn man einfach nur ein paar Bilder knipsen möchte und keine Ambitionen bzgl. Modelfotos hegt, so ist ein Shooting doch immer eine "intime" Angelegenheit von zumindest zwei Personen. Da gar nichts über sich preiszugeben (noch nicht einmal ein richtiger Vorname), verspricht keine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Ebenso unglücklich ist es, wenn Anfrager gar keine Vorstellung davon haben, was für Bilder sie machen wollen. So verweise ich egtl. immer auf meine allgemeinen Vorschläge für Shootings, bekomme aber dann die Gegenfrage gestellt, "was für eine Idee hast du für mich?" Tatsächlich gar keine! Ich weiß nicht, wie du aussiehst, wie alt du bist, was für dich infrage kommt und schon mal gar nicht, was dir Spass machen würde. Was für Alternativen soll ich da noch aus dem Hut zaubern?
Wenn man, so wie ich, bevorzugt mit denjenigen arbeitet, die schon vorab ein gewisses Vertrauen beweisen, indem sie bei mir anfragen, so freut man sich über jede eingehende Nachricht natürlich bannig. Und selbst "inhaltsleere" Nachrichten werden natürlich auch immer beantwortet. Aber eben nicht immer mit einem Terminangebot.


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